Donnerstag, 7. Januar 2016

Einfach heute.

Hier und jetzt. (Danke Betti.)

Eigentlich wollte ich diesen Blog schon lange schreiben, aber wie es so schön heißt, ist das Leben dazwischengekommmen (und das ist ja was Gutes).

Ich habe das beste Abschiedsgeschenk von meinem Mädls bekommen. Einen Brief für jeden Monat, den ich in Indonesien bin. Jeder dieser Briefe ist besonders. Jeder dieser Briefe bedeutet mir sehr viel. Und ich freue mich schon immer sehr darauf, weil es ein Stück Heimat ist, aber auch ein Stück dieser Menschen ist, die diese Briefe geschrieben haben. Jeder Brief hat eine persönliche Note und erinnert mich an den Menschen und dessen Persönlichkeit, die ich alle sehr vermisse. So sind alle etwas näher bei mir.

Und so kam es, dass ich im November einen der Briefe öffnete mit den Worten "Hier und Jetzt." Dazu kam noch eine Nachricht per whats app am selben Tag, wo Winnie Pooh Ferkel fragt, was für ein Tag sei. Da antwortet Ferkel: "Es ist heute." Winnie Pooh darauf: Mein liebster Tag." Wie immer kommen solche Dinge genau im richtigen Moment.

Es war November und obwohl ich noch einige Zeit hier verbringen sollte, dachte ich viel, was den im März sei? Wie geht es weiter? Wie wird der Abschied und überhaubt?! Ich zerbrach mir den Kopf und vergass ein bisschen das Jetzt.

Und da kamen diese beiden Gedanken wie ein Geschenk.

Für mich ist es ist hier manchmal schwierig im Hier und Jetzt zu leben, weil ich immer wusste, dass der Aufenthalt hier begrenzt ist. Und so mache ich mir Gedanken über das was in Österreich danach auf mich zukommt. Es ist auch immer gegenwärtig, dass es einen Abschied geben wird. Aber genau das macht es für mich gleichzeitig wichtig, die Momente zu genießen.

Und so besann ich mich, nachdem ich den Brief las und versuche nun öfters im Hier und Jetzt zu sein.

Hier und jetzt in diesem Moment, in dem ich den Blog schreibe, sitze ich im Cafe der Caritas. Ich höre Musik, Motorradgeräusche, Geklimper aus der Küche, Vögel zwitschern. Aber gleichzeitig ist es auch ruhig. Es ist schwül. Ich bin froh, dass ich nicht im Büro sitze. Nachdem ich den ganzen Morgen grantig und unmotiviert war, bringt mich das Schreiben runter und ich genieße den Moment.

Im Hier und Jetzt genieße ich viele Dinge und versuche sie in meinem Herzen mitzunehmen:

  • Das Lachen von den Kindern in Alma.
  • Die leuchteten Augen von Chico, wenn er sich freut, dass er mich sieht.
  • Die Selfiesession mit den Mädls am Weihnachtsabend.
  • Rocky, der Hund, der sich liebend gern zu mir setzt.
  • Nach dreihundert Metern Stiegen bergab in ein kleines Dorf kommen und dort den Menschen begegnen.
  • Der Ärger über das Visum und wie ich tränenüberströmt in Immigrationsbüro stehe.
  • Am Abend auf der Terasse sitzen und den ersten kühlen Moment des Tages geniessen.
  • Eine spontane Umarmung von Fenni.
  • Ein Lächeln von Suster Ferro, die immer scheint, als könne sie nur ernst schauen.
  • Das gemeinsame Mittagessen im Büro, wo ich gerade wieder mal nix verstehe.
  • Der Besuch bei einer Familie und von irgendwo tauchen genug Sessel für alle auf und alle freuen sich über meine große Nase.
  • Die Fahrt mit dem Becak und der Wind weht mir ins Gesicht.
  • Der Kampf mit einer ungefährlichen, aber irrsinnigen schnellen Spinne an meiner Zimmertür.
  • Ein einfaches Essen am Strand.

Also ich muss sagen, wenn Winnie Pooh mich fragt, was mein liebster Tag ist, dann definitiv HEUTE.

Dienstag, 5. Januar 2016

Eine einfache Reise nach Berastagi.

Wenn 40 Leute der Caritas und drei Freiwillige eine Reise tun. Teambuilding auf indonesisch....

Vor ein paar Wochen bin ich und meine zwei Freiwilligen-KollegInnen aus Italien mit allen Angestellten der Caritas auf Teambuilding gefahren. Eine Woche Berastagi (liegt auf Sumatra, die große Insel zu der Nias gehört). Die Aufregung war groß und in den letzten Wochen vor Abreise Gesprächsthema Nummer eins.

Also eines schönen Montag Abend ging es los. Treffpunkt war acht Uhr beim Hafen. Da fing das ganze auch schon an. Treffpunkt ist deswegen um acht, weil die meisten eh zuspät kommen. (Wie soll das eine überpünktliche Sonja aus Österreich verstehen?!) Das Boot fuhr erst zwei Stunden später. Also sitzen wir mit einigen anderen am stinkenden Hafen und warten. (Ist ja nicht das erste Mal hier. Wenn ich eins gelernt hab, dann warten. Heißt nicht, dass es immer einfach ist.)

Rein auf die Fähre war der Gang zu unserem Quartier schon sehr eng. (Ich mit meiner Riesentasche. Hat bei meinen KollegInnen auch für Gelächter gesorgt. Versteh i net. Man braucht, was man braucht.) Wir verbrachten die Fahrt auf einer Art Matratzenlager auf zwei Ebenen. Ausgestreckt hatte ich gerade mal so recht und schlecht Platz. Zum Umdrehen schon gar nicht und wenn ich gemütlich gelegen bin, schauten meine Füße aus dem Bett. Aber das passiert, wenn man um fast nen Kopf größer ist, als der durchschnittliche indonesische Mensch.

Nach dieser eher wenig entspannten Nacht ging es in den Bus (richtig - der war auch für indonesische Menschen und noch viiiiiel schlimmer als das Boot) um die nächsten zehn Stunden (aus denen vierzehn wurden) in den Sitz gezwängt zu verbringen (mit indonesischer Dramaliebesschnulzensongs nicht gerade im Hintergrundmodus). Detail am Rande: gleich am Anfang wurden Speibsackerl verteilt - die dankend angenommen wurden, denn man muss wissen - IndonesierInnen haben einen empfindlichen Magen beim Fahren.

Ziemlich fertig um elf Uhr abends angekommen, die Nacht in einem Sechsbettzimmer mit Licht an (fragts mi net - ich weiß es nicht genau - manche Menschen hier haben tatsächlich Angst im Dunkeln zu schlafen - Angst vor Satan oder anderen Ungeheuern und das in einem Land wo wirklich häufig Stromausfall herrscht) ging es am nächsten Morgen um sieben mit der Messe los.

Sieben Uhr Messe heißt für die meisten hier, um   s p ä t e s t e s t e n s   halb sechs aufzustehen. Es muss ja "gebadet" werden. Das ist auch so eine Eigenheit/Gewohnheit der IndonesierInnen...Man wird danach gefragt, ob man schon gebadet hat (Baden heißt hier sich mit einem Art kleinen Kübel aus dem Waschbasin mit Wasser zu übergießen)..."Sudah mandi" werde ich im Kinderheim sehr oft gefragt. Ich dachte, ja klar, die Kinder fragen das, weil drauf geschaut wird, dass sie immer baden. Falsch. Also auch von 40 Erwachsenen bin ich diese Woche zweimal täglich gefragt worden, ob ich schon gebadet habt. Ja ich kann euch sagen, ich hatte noch nie soooo ein schlechtes Gewissen, weil i no net gewaschen war. Aber das wird hier so als Floskel verwendet, wie wenn man bei uns nach dem Wetter gefragt wird. Und ich glaub ich war manchmal zu ehrlich und jetzt glauben sie wahrscheinlich, dass Europäer Schweindln sind...

Also so ging es denn dahin. Die ersten zwei Tage wurde hart gearbeitet und inhaltlich zu Caritas und Rechte von Kindern diskutiert....mehr kann i dazu net sagen (Habs beim besten Willen nicht verstanden.)
Na ja was vielleicht noch ganz interessant war, am ersten Tag wurden Regeln vereinbart und die ersten zwei Regeln lauteten: Nicht drinnen rauchen. Keinen Müll wegwerfen. Ja gut so, dass das vereinbart wurde, ist hier leider alles andere als gelebter Alltag....

Am dritten Tag gabs einen Ausflug mit allem drum und dran. Tempel, Souvenirs shoppen, Selfies (viiiiele) und am Abend baden in heißen Quellen.
Dann ging es weiter mit Outdoorspielen. Die haben sehr viel Spaß gemacht. Es wurde viel gelacht, gekämpft und auch der letzte unterstützt (Bin ich die einzige die beim Augenverbinden nicht schummelt und blind keinen geraden Schritt machen kann?!).

Am letzten Tag ging es nach Medan (der drittgrößten Stadt Indonesiens) mit freier Zeiteinteilung, was soviel heißt, wie alle rein ins Shoppingcenter!!!! Ja in Medan gibts alles, was das europäische Herz begehrt. Davide aus Italien war der glücklichste Mensch im Supermarkt vor dem Pastaregal. Glücklich geshoppt und müde ging es am nächsten Tag wieder zurück auf Nias.

Ja es war anstrengend. Ja es war lustig. Ja es war interessant. Und ja ich würde noch einmal mit. (Aber ich hasse Bus fahren hier.)

Montag, 30. November 2015

Auf den einfachen Straßen von Nias.

Yippieh. Es ist Zeit für einen Roadmovie, ah -blog!

Ich verbringe durch mein Projekt und auch durch meine nichtvorhandenen Fahrkenntnisse viel Zeit im Auto (Nein ich fahre hier nicht mit dem Moped, weil das wäre für jemanden wie mich lebensgefährlich!!!!) und mir machts Spaß (auch wenns manchmal anstrengend ist).

Alos was ist hier los auf den Straßen (soweit man bei diesen Konditionen hier von Straßen sprechen kann)? Vom offensichtlichen wie Autos, Becak (Motorradtaxis), Minibussen, Transportern und Mopeds mal abgesehen. Na ja vielleicht nicht so offensichtlich für Europäer sei hier erwähnt Mopeds meist mit drei, vier Personen - davon ein bis zwei Kleinkindern (Ja ich kann jetzt noch immer nicht hinschauen...) und viele ohne Helm oder mit schlechtsitzenden Helm.

Dann halt auch noch Hunde, Katzen (ganz gemütlich auf der Fahrbahn) und Hendl (ja ich hab mir schon des öfteren gedacht, uiii das geht sich nimma aus - das Hendl nehmen wir sicher für die Suppe mit. Aber bis jetzt hat der Fahrer immer rechtzeitig bremsen können oder das Hendl ist in letzter Sekunde ausgewichen.)

Sonst auch noch so anderes Getier. Schweine werden von A nach B spazierengegangen, Ziegen grasen am Wegesrand, Gänse wackeln rum, Kinder spielen Volleyball und Federball am Straßenrand - alles sehr idyllisch.

Fährt man mit dem Auto durch die Gegend (okay mit dem Moped wär es noch ein Stück autentischer) sieht man viel von den Menschen und dem Leben hier. Die Straßen sind schmal und die Häuser meist nah an der Straße. Fenster und Türen sind offen und so hat man einen Einblick was sich abspielt.
Da sitzte eine alte Frau vorm Haus auf dem Boden, da spielt ein Jugendlicher mit der Gitarre, dort schauen Kinder aus dem Fenster. Der Hauptraum, der oft auch von außen sichtbar ist, ist meist für unsere Verhältnisse spärlich eingerichtet. Oft sitzen die Menschen am Boden, die Einrichtung besteht aus einem Tisch und einer Bank. Regale, Kästen, Schränke  sind eher selten zu sehen, an den Wänden sind Bilder von der Familie (Hochzeit, Schulabschluss - immer alle mit ernsten Gesicht) und Kalender mit riesen Bildern von Politikern.

Aber wie so oft schweife ich ab. Ich wollte ja von der Straße erzählen.
Also weiter auf der Fahrt, vorbei an den kleinen Häusern, Reisfeldern, Palmen, trocknenden Früchten am Straßenrand, haareschneidenden Menschen, fliegenden Federbällen, Frauen mit massig Grüneug am Kopf fahren wir die Straße entlang.
Plötzlich wird der Fahrer langsamer (gut wir sind vorher schon nicht schnell gefahren bei den Straßenbedingungen) - aber wir werden langsamer, da gerade irgendwo eine Hochzeit stattfindet. Ein dickes Seil am Boden quer über die Fahrbahn bringt die Fahrzeuge zum langsamen Fahren (also für was es bei uns eigentlich Schwellen gibt - es geht so einfach) und so fährt man in langsamen Tempo an der Hochzeitsgesellschaft vorbei, vorbei an Frauen in bunten Gewändern mit viel Spitze, Männer (die diskutieren, ob die Frau und der Mann heiraten dürfen), alle geduldig auf sehr engen Raum sitzend. Vorbei an den riesigen bunten Tafeln mit den Hochzeitswünschen geht es wieder weiter. Die Fahrt bleibt spannend, Musik läuft und ich genieße die Landschaft (die mich hier immer wieder aufs Neue fasziniert).

Und was soll ich sagen - ich bin ja schon so einiges von den Straßen hier gewohnt - Überflutungen, mehr Schlaglöcher als Straße, Flussbettüberquerungen (ja ich hab den Fahrer damals gefragt, ob er sich sicher ist, dass wir hier fahren sollen und ob wir nicht lieber ein Boot nehmen sollen - fanden sie total lustig - ich in dem Moment net). Aber ich werde immer wieder überrascht , vor einiger Zei - da war plötzlich die Straße weg, nicht nur teilweise oder ein Loch, sondern ich hab von meinem Platz aus wirklich nur eine Bruchstelle gesehen. Der Fahrer relaxed wie immer geht mal nach vor, nickt, kommt wieder zurück und setzt sich hinters Steuer. Die Schwester und ich steigen aus, machen Fotos (mit cooler Pose) und gehen ein Stück zu Fuß weiter, der Fahrer fährt routiniert die Straße weiter, für ein gutes Stück gibt es keinen Asphalt mehr und nur bei der Bruchstelle ist es aufgrund des Niveauunterschiedes a bissl haarig. Und so geht es auch wieder weiter zu neuen Abenteuern auf der Straße, von denen ich noch ein paar auf Lager habe...Wer weiß vielleicht gibt es ja einen Teil zwei.




Mittwoch, 4. November 2015

Werde Patin - werde Pate...ganz einfach.

Trommelwirbel...Mein Projekt ist soweit, um an die Öffentlichkeit zu gehen. Hier und da fehlt vielleicht noch der Feinschliff, aber das macht ja meinen persönlichen Stil (und Charme) aus.

Ich rufe hiermit das "Patenschaftsprojekt Nias" ins Leben.
Fleißige Blogleser und -leserinnen können sich  sicher noch an meinen Besuch mit den Schwestern bei den Familien erinnern. Ich habe damals mein Herz an die Kinder verloren und habe mit der Zeit hier gelernt, dass es für Kinder mit Behinderungen in Nias nicht leicht ist. Und so haben mein Chef und ich beschlossen, Paten und Patinnen für ein paar Kinder zu suchen.



Ich habe im Sommer alle Kinder für das Programm persönlich besucht, es waren berührende, aufregende, aufrüttelnde und lustige Momente.

Und so habe ich dann am Ablauf und Organisation des Projektes gearbeitet. So wie vieles hier, ging es langsam voran, aber so konnte ich auch viel darüber nachdenken und bin mir sicher, dass ich Gutes geschafft habe.

Bevor ihr die Hardfacts präsentiert bekommts, noch ein paar Worte:

Ich bin überzeugt, dass das Patenschaftsprojekt eine gute Sache ist. Ich kenne die Kinder und die Menschen, die das Projekt hier vor Ort betreuen. Leute mit großen Herzen für die Menschen in Nias - aber auch die notwendige Erfahrung haben. Wenn Ihr schon immer mal über so eine Patenschaft nachgedacht habt, dann packt jetzt die Möglichkeit am Schopf. Wenn nicht, vielleicht kennt ihr jemanden für den das gut passen würde, also bitte weitererzählen.

Ich danke euch jetzt schon fürs unterstützen - gedanklich und finanziell - beides ist wichtig.

Bei Interesse eine kurze Nachricht über Facebook (Patenschaft Nias) oder Mail an contact . Dann schicke ich euch gerne nähere Informationen zu.


A heart for Nias - Sponsorship for disabled children

Hi there!

Normaly I write my Blog only in german....but as this is very important for me I want to share this also in english.

I am in Nias (North Sumatra - Indonesia) since seven month now. I volunteer at the Caritas in the capital city Gunung Sitoli. One of the projects here is a communiy based rehabilitation for families with disabled children.

In one of the first month I could accompany the team to the families and I lost my heart with the children. And so I decided to start a sponsorship project for this children (as the budget at the Caritas is very tight).

During my visits to the children I had touching, funny and stirring moments. I learned that for disabled children it is not easy in Nias, because sometimes the trationell believe says that the disability is a curse and so sometimes they hide the children. The team of the Caritas already has done lot of educational work and still does.

As Nias is one of the poorest islands in Indonesia, some of the people do not have enough food or good water to drink. For this families I look for sponsorship.

30 Euro per month will help the children to secure that they can go to school and get enough food.
For more information write me a message in Facebook - then I can send you the details.

I visited all children personally and I fell in love with them and so will you. I also know the team that will continue the project after my stay here. They are very kind people and do professional work here.

If you have any question or you are interested to take a sponsorship, please do not hesitate to write to me.

Contact

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Es ist einfach gut, so wie es ist.

Nach meinem letzten Blogeintrag (ich weiß er ist schon ewig her) hat sich einiges getan. Als erstes muss ich erwähnen, dass sich nach dem Eintrag meine Beziehung zur Sprache wesentlich verändert hat.
Ich habe ungefähr zur gleichen Zeit ein Interview mit Paulus Hochgatterer gelesen (ich weiß nicht mal mehr um was es eigentlich ging) und da hat er unter anderem zum Schreiben etwas gesagt, dass bei mir hängengeblieben ist. Das Schreiben hilft ihm, die Gedanken zu strukturieren und er lernt dabei (oder so ähnlich).
Ja und ich denke, genau das ist bei mir passiert und dadurch hat sich bei mir eine innere Anspannung gelöst und ich habe gelernt ;-). Es gab seitdem kurze Gespräche, die ich führen konnte, manchmal auch längere. Ich bin noch weit davon entfernt einem Gespräch zwischen zwei KollegInnen folgen zu können, aber was solls?

Damit ihr auf Stand bleibt, was sich bei mir so tut, hier ein Schnelldurchlauf der letzten Wochen, bevor ich zu meinem eigentlichen Thema des heutigen Blogeintrages komme:

Nias/Sirombo - Ich war vier Tage mit einem Team der Caritas im Westen von Nias unterwegs, um hunderte Leuten gratis medizinisch zu versorgen. Wirklich beieindruckend. (200 Leute an einem Tag, die zum Arzt wollen und anschließend gratis Medikamente bekommen, muss man mal so reibungslos versorgen. Und das noch bei der ärgsten Hitze. Die Leute sind teilweise einige Stunden zu Fuß gekommen und haben geduldig gewartet. Und alle sind drangekommen und wurden versorgt.)

Singapur - Nach sechs Monaten musste ich ausreisen um ein neuerliches Visum zu beantragen (ja unglaublich -  ich bin jetzt schon über ein halbes Jahr in Indonesien!)

Sumatra - Juchhu! Ich habe Besuch aus der Heimat bekommen. Ich bin jetzt noch ganz aus dem Häuschen, dass Peter und Gerti da waren und wir fast zwei Wochen miteinander auf Sumatra verbringen durften. Ich wusste es ja vorher schon, aber gute Freunde sind durch nichts zu ersetzen! Dickes Bussi von mir und danke für die gemeinsame Zeit!
Um mehr über unsere Reise zu erfahren, müsst ihr unbedingt Gertis Blog lesen.
(Ich sag nur so viel, im Dschungel Orang Utans zu sehen, war eines der beeindruckendsten Erlebnisse in meinem Leben und werde ich nicht so schnell vergessen.)
Also nix wie hin zu        gerti's on the road   !!!!

Nias again! - Ja und dann bin ich nach drei Wochen wieder  nach Hause geflogen (ja hier ist inzwischen ein Stück zuhause entstanden) in Alma von allen aufs herzlichste begrüßt und von vielen Kindern umarmt worden.

Das führt mich zu meinem heutigen Thema. Vor meinem "Refreshing" (so nennen die Mädls in Alma meine Reise) dachte ich, wow was ich nicht alles unbedingt in Singapur und in Medan machen muss, weil ich es hier auf der Insel nicht habe. Allen voran internationales Essen, shoppen und heiß duschen.
Schon Wochen vorher hab ich davon geträumt.
Okay endlich in Singapur angekommen (ich erspar euch die Details der müüüüühsame Anreise) war ab ins Taxi, im Hotel einchecken und nichts wie ab unter die heiße Dusche. Ich sag jetzt nicht, dass es nicht super war, aber mein Gedanke war "und auf das hast du dich jetzt so lange gefreut?"

Ich bin die nächsten Tage natürlich auch beim Starbucks und Burger King und auf meherern Shoppintouren gelandet, aber ich habe auch gemerkt, dass das jetzt nicht der Himmel auf Erden war.

Ich hab alles in Nias was ich brauche. Mir geht nichts ab. Anscheinend musste ich nach Singapur fahren, um das zu erkennen. Manchmal schätzt man erst, was man hat, wenn man weg ist.

Was ist das jetzt in meinem Fall?
Ich habe eine Struktur (ich gebs zu ich brauch das!!!), man könnte es auch Alltag nennen.
Ich habe immer genug zu essen und mir schmeckt es. (Für mich wird täglich gekocht und ich muss mich um nichts kümmern - he was für ein Service ist das? Und noch dazu ist das Essen hier relativ ausgeglichen mit Reis, Gemüse und Fisch an den meisten Tagen. So gesund ernähr ich mich sonst nicht.)
Ich habe die Kinder. (Ja die haben sich inzwischen in mein Herz gestohlen.)
Ich habe die Mädls, die hier arbeiten. (Inzwischen ist es mir gelungen eine kleine Beziehung zu manchen aufzubauen. Und mit den Tshirts aus Singapur und Lake Toba habe ich mich zusätzlich beliebt gemacht. Hihi.)
Es ist nie so kalt, dass ich Socken und Sneaker brauche und meist könnte ich mit kurzer Hose rumlaufen, wenn das denn schicklich wäre. (He, das sind genau meine Temperaturen. Wenn man mal akzeptiert hat, dass man ständig schwitzt und es oft regnet. Ich liebe den Regen hier übrigens.)
Ich hab meinen Kindle. (Und meist auch genug Strom, um ihn aufzuladen.)

Und bevor jetzt viele von euch denken, "Hilfe. Sonja kommt nicht mehr heim." Nein, das ist nicht mein Plan. Aber ich habe eine gute Zeit hier.

PS: Wenn ihr den Text sorgfältig gelesen habt, wisst ihr was mir doch sehr abgeht ;-).



Dienstag, 1. September 2015

Einfach Knoblauch. Sprache einfach.

Gleich am Anfang des Rätsels Lösung. Also die beiden Brandblasen stammen von (ja ihr habt in der Überschrift richtig gelesen) KNOBLAUCH. Hm???!!! Wird sich jetzt der eine oder die andere denken. Ja hab i mir a gedacht. Aber ich hab gegoogelt und ich hab auch noch andere Leidgenossinnen gefunden. Wie genau ist des passiert? Also zur Abschiedsfeier von Sigrid gab es viel zu tun und da ich in "Sigis Backstube" (es gab Rouladen mit diversen Füllungen) keine große Hilfe war, bin ich in die Küche. Da haben sie mir eine Riesenschüssel voll mit Knoblauch zum Schälen gegeben. Sowas mach ich gern und so hab ich fleißig vor mich hingeschält. Nach ungefähr zwei Drittel der Schüssel haben meine Finger zu brennen begonnen. Aber da ich nicht als blöd oder unhöflich dastehen wollte, machte ich weiter. Als ich fertig war hab ich mir gleich die Finger mit kaltem Wasser abgespült, weil ich es echt nicht mehr ausgehalten habe. Die ganze Woche darauf waren mein Zeige- und Mittelfinger taub und dann kamen die Blasen. Also das ist die Geschichte von meinen Brandblasen - und ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, ich hatte meine Finger nirgends, wo sie nicht auch hingehören.

Aber nun weiter zum heutigen Blogeintrag. Ein Thema, das mich jetzt schon längerer Zeit beschäftigt, ist die Sprache. Eh klar.

Sprache ist für mich etwas Essentielles. Ich rede gern, manchmal auch nur um zu reden, aber meist um mich mit anderen Menschen, Themen oder mit mir auseinanderzusetzen. Manchmal einfach nur um Spaß zu haben und manchmal um die weltbewegenden Dinge dieser Welt zu diskutieren und alles dazwischen.

Nun gut ich wusste ja, dass ich in ein Land fahre, wo ich die Sprache nicht verstehe und die ich erst lernen muss. Aber ich wusste nicht, wie es mir damit gehen wird. Nun ja, am Anfang fiel es mir schwer, mir überhaupt vorzustellen, dass ich irgendwann irgendwas verstehen werde. Aber es kam der Augenblick, an dem ich mich an der Oberfläche, über Dinge (sehr langsam) unterhalten kann, die das tägliche Leben betreffen, wie z.B. Essen, Wetter, mein Familienstand (weil das werde ich hier ständig gefragt und irgendwann hab sogar ich es geschnallt, was ledig bzw. noch nicht verheiratet heißt). Also ich kann mit guten Gewissen sagen, ich kann mich in Indonesien alleine fortbewegen und ich verhungere nicht...Gut an diesen Punkt bin ich jetzt schon länger und jetzt warte ich auf den Zeitpunkt, wo es endlich weitergeht.

Was nämlich nicht geht, das ist einer Unterhaltung folgen, die die Leute untereinander führen, z.B. in der Mittagspause. Ich bin schon froh, wenn i mitkrieg, um was für ein Thema es geht, ich bin weit davon entfernt einem Gespräch zu folgen, geschweige denn eines mit mehr Inhalt zu führen. (Ja genau das, was ich vorher beschrieben hab, was mir an Sprache so wichtig ist.)

 Und da komm ich zum Thema Kultur. Ja vielleicht liegt es gar nicht an mir, vielleicht liegt es auch an der Kultur der Menschen in Indonesien. Diese sind sehr freundlich, zurückhaltend, gehen Konfrontationen aus dem Weg bzw. werden nicht direkt angesprochen. Man ist sehr gastfreundlich, das heißt ich bin hier Gast und das bleibe ich wohl auch und werde auch so behandelt.
Wenn man sich einmal trifft, wird man gleich als Freund bezeichnet (und noch wichtiger ist es, wenn man sagen kann, ich habe einen Freund irgendwo im Westen, das hebt das Ansehen dieser Person). Aber wichtige Dinge werden in der Familie besprochen. Und klar, das ist jetzt sehr pauschalierend (und es gibt noch viel mehr Facetten dieser Kultur) und es gibt sicher auch Menschen hier, die nicht so sind. Aber vieles habe ich hier auch so erlebt (und nicht nur darüber gelesen).

Vielleicht liegt es aber auch an meiner ganz persönlichen Kultur. Ich neige dazu, wenn ich glaube etwas nicht zu können,es gar nicht erst zu versuchen. (Möchte hier gar net ins Detail gehen.) Und so neige ich auch hier manchmal dazu, gar nicht zu reden. Es gibt die Menschen, die reden einfach drauf los und schaffen es auch mit wenigen Worten sich zu unterhalten und auch komplizierte Dinge rüberzubringen. Ich gehöre dann eher zu der Sorte, abwarten was sich tut, höflich zu sein und zu antworten, wenn ich etwas gefragt werde.

Und da komme ich dann zur Stille. Durch diese Umstände begegne ich ihr hier immer wieder - der Stille.

Der Stille, weil ich grad nicht weiß, was ich sagen soll.
Der Stille, weil ich Stunden überlege, wie ich es sagen soll.
Der Stille, weil ich warte, dass mich jemand anspricht.

Der Stille, weil der andere vielleicht grad nicht reden mag.
Der Stille, weil der andere deine Stille respektiert.
Der Stille, weil man sich grad nichts zu sagen hat.
Der Stille, weil es grad so passt.

Der Stille, weil die Gedanken gerade so laut sind.
Der Stille, weil die Natur überwältigend ist.
Der Stille, weil man sich selbst genug ist.
Der Stille, weil man mit sich eins ist.

Und so nähern sich die Stille und ich ein wenig an.

PS: Und natürlich auch Bahasa Indonesia und ich :-)!