Donnerstag, 7. Januar 2016

Einfach heute.

Hier und jetzt. (Danke Betti.)

Eigentlich wollte ich diesen Blog schon lange schreiben, aber wie es so schön heißt, ist das Leben dazwischengekommmen (und das ist ja was Gutes).

Ich habe das beste Abschiedsgeschenk von meinem Mädls bekommen. Einen Brief für jeden Monat, den ich in Indonesien bin. Jeder dieser Briefe ist besonders. Jeder dieser Briefe bedeutet mir sehr viel. Und ich freue mich schon immer sehr darauf, weil es ein Stück Heimat ist, aber auch ein Stück dieser Menschen ist, die diese Briefe geschrieben haben. Jeder Brief hat eine persönliche Note und erinnert mich an den Menschen und dessen Persönlichkeit, die ich alle sehr vermisse. So sind alle etwas näher bei mir.

Und so kam es, dass ich im November einen der Briefe öffnete mit den Worten "Hier und Jetzt." Dazu kam noch eine Nachricht per whats app am selben Tag, wo Winnie Pooh Ferkel fragt, was für ein Tag sei. Da antwortet Ferkel: "Es ist heute." Winnie Pooh darauf: Mein liebster Tag." Wie immer kommen solche Dinge genau im richtigen Moment.

Es war November und obwohl ich noch einige Zeit hier verbringen sollte, dachte ich viel, was den im März sei? Wie geht es weiter? Wie wird der Abschied und überhaubt?! Ich zerbrach mir den Kopf und vergass ein bisschen das Jetzt.

Und da kamen diese beiden Gedanken wie ein Geschenk.

Für mich ist es ist hier manchmal schwierig im Hier und Jetzt zu leben, weil ich immer wusste, dass der Aufenthalt hier begrenzt ist. Und so mache ich mir Gedanken über das was in Österreich danach auf mich zukommt. Es ist auch immer gegenwärtig, dass es einen Abschied geben wird. Aber genau das macht es für mich gleichzeitig wichtig, die Momente zu genießen.

Und so besann ich mich, nachdem ich den Brief las und versuche nun öfters im Hier und Jetzt zu sein.

Hier und jetzt in diesem Moment, in dem ich den Blog schreibe, sitze ich im Cafe der Caritas. Ich höre Musik, Motorradgeräusche, Geklimper aus der Küche, Vögel zwitschern. Aber gleichzeitig ist es auch ruhig. Es ist schwül. Ich bin froh, dass ich nicht im Büro sitze. Nachdem ich den ganzen Morgen grantig und unmotiviert war, bringt mich das Schreiben runter und ich genieße den Moment.

Im Hier und Jetzt genieße ich viele Dinge und versuche sie in meinem Herzen mitzunehmen:

  • Das Lachen von den Kindern in Alma.
  • Die leuchteten Augen von Chico, wenn er sich freut, dass er mich sieht.
  • Die Selfiesession mit den Mädls am Weihnachtsabend.
  • Rocky, der Hund, der sich liebend gern zu mir setzt.
  • Nach dreihundert Metern Stiegen bergab in ein kleines Dorf kommen und dort den Menschen begegnen.
  • Der Ärger über das Visum und wie ich tränenüberströmt in Immigrationsbüro stehe.
  • Am Abend auf der Terasse sitzen und den ersten kühlen Moment des Tages geniessen.
  • Eine spontane Umarmung von Fenni.
  • Ein Lächeln von Suster Ferro, die immer scheint, als könne sie nur ernst schauen.
  • Das gemeinsame Mittagessen im Büro, wo ich gerade wieder mal nix verstehe.
  • Der Besuch bei einer Familie und von irgendwo tauchen genug Sessel für alle auf und alle freuen sich über meine große Nase.
  • Die Fahrt mit dem Becak und der Wind weht mir ins Gesicht.
  • Der Kampf mit einer ungefährlichen, aber irrsinnigen schnellen Spinne an meiner Zimmertür.
  • Ein einfaches Essen am Strand.

Also ich muss sagen, wenn Winnie Pooh mich fragt, was mein liebster Tag ist, dann definitiv HEUTE.

Dienstag, 5. Januar 2016

Eine einfache Reise nach Berastagi.

Wenn 40 Leute der Caritas und drei Freiwillige eine Reise tun. Teambuilding auf indonesisch....

Vor ein paar Wochen bin ich und meine zwei Freiwilligen-KollegInnen aus Italien mit allen Angestellten der Caritas auf Teambuilding gefahren. Eine Woche Berastagi (liegt auf Sumatra, die große Insel zu der Nias gehört). Die Aufregung war groß und in den letzten Wochen vor Abreise Gesprächsthema Nummer eins.

Also eines schönen Montag Abend ging es los. Treffpunkt war acht Uhr beim Hafen. Da fing das ganze auch schon an. Treffpunkt ist deswegen um acht, weil die meisten eh zuspät kommen. (Wie soll das eine überpünktliche Sonja aus Österreich verstehen?!) Das Boot fuhr erst zwei Stunden später. Also sitzen wir mit einigen anderen am stinkenden Hafen und warten. (Ist ja nicht das erste Mal hier. Wenn ich eins gelernt hab, dann warten. Heißt nicht, dass es immer einfach ist.)

Rein auf die Fähre war der Gang zu unserem Quartier schon sehr eng. (Ich mit meiner Riesentasche. Hat bei meinen KollegInnen auch für Gelächter gesorgt. Versteh i net. Man braucht, was man braucht.) Wir verbrachten die Fahrt auf einer Art Matratzenlager auf zwei Ebenen. Ausgestreckt hatte ich gerade mal so recht und schlecht Platz. Zum Umdrehen schon gar nicht und wenn ich gemütlich gelegen bin, schauten meine Füße aus dem Bett. Aber das passiert, wenn man um fast nen Kopf größer ist, als der durchschnittliche indonesische Mensch.

Nach dieser eher wenig entspannten Nacht ging es in den Bus (richtig - der war auch für indonesische Menschen und noch viiiiiel schlimmer als das Boot) um die nächsten zehn Stunden (aus denen vierzehn wurden) in den Sitz gezwängt zu verbringen (mit indonesischer Dramaliebesschnulzensongs nicht gerade im Hintergrundmodus). Detail am Rande: gleich am Anfang wurden Speibsackerl verteilt - die dankend angenommen wurden, denn man muss wissen - IndonesierInnen haben einen empfindlichen Magen beim Fahren.

Ziemlich fertig um elf Uhr abends angekommen, die Nacht in einem Sechsbettzimmer mit Licht an (fragts mi net - ich weiß es nicht genau - manche Menschen hier haben tatsächlich Angst im Dunkeln zu schlafen - Angst vor Satan oder anderen Ungeheuern und das in einem Land wo wirklich häufig Stromausfall herrscht) ging es am nächsten Morgen um sieben mit der Messe los.

Sieben Uhr Messe heißt für die meisten hier, um   s p ä t e s t e s t e n s   halb sechs aufzustehen. Es muss ja "gebadet" werden. Das ist auch so eine Eigenheit/Gewohnheit der IndonesierInnen...Man wird danach gefragt, ob man schon gebadet hat (Baden heißt hier sich mit einem Art kleinen Kübel aus dem Waschbasin mit Wasser zu übergießen)..."Sudah mandi" werde ich im Kinderheim sehr oft gefragt. Ich dachte, ja klar, die Kinder fragen das, weil drauf geschaut wird, dass sie immer baden. Falsch. Also auch von 40 Erwachsenen bin ich diese Woche zweimal täglich gefragt worden, ob ich schon gebadet habt. Ja ich kann euch sagen, ich hatte noch nie soooo ein schlechtes Gewissen, weil i no net gewaschen war. Aber das wird hier so als Floskel verwendet, wie wenn man bei uns nach dem Wetter gefragt wird. Und ich glaub ich war manchmal zu ehrlich und jetzt glauben sie wahrscheinlich, dass Europäer Schweindln sind...

Also so ging es denn dahin. Die ersten zwei Tage wurde hart gearbeitet und inhaltlich zu Caritas und Rechte von Kindern diskutiert....mehr kann i dazu net sagen (Habs beim besten Willen nicht verstanden.)
Na ja was vielleicht noch ganz interessant war, am ersten Tag wurden Regeln vereinbart und die ersten zwei Regeln lauteten: Nicht drinnen rauchen. Keinen Müll wegwerfen. Ja gut so, dass das vereinbart wurde, ist hier leider alles andere als gelebter Alltag....

Am dritten Tag gabs einen Ausflug mit allem drum und dran. Tempel, Souvenirs shoppen, Selfies (viiiiele) und am Abend baden in heißen Quellen.
Dann ging es weiter mit Outdoorspielen. Die haben sehr viel Spaß gemacht. Es wurde viel gelacht, gekämpft und auch der letzte unterstützt (Bin ich die einzige die beim Augenverbinden nicht schummelt und blind keinen geraden Schritt machen kann?!).

Am letzten Tag ging es nach Medan (der drittgrößten Stadt Indonesiens) mit freier Zeiteinteilung, was soviel heißt, wie alle rein ins Shoppingcenter!!!! Ja in Medan gibts alles, was das europäische Herz begehrt. Davide aus Italien war der glücklichste Mensch im Supermarkt vor dem Pastaregal. Glücklich geshoppt und müde ging es am nächsten Tag wieder zurück auf Nias.

Ja es war anstrengend. Ja es war lustig. Ja es war interessant. Und ja ich würde noch einmal mit. (Aber ich hasse Bus fahren hier.)