Dienstag, 19. Mai 2015

Einfach zurechtgerückt...

Ich dachte mir ja schon vor meiner Reise, dass das passieren wird und es war ja auch ein Grund, warum ich einen Auslandseinsatz machen wollte. Um das Bild (das Leben  in Wien, die vermeintlich wichtigen Dinge, wie der übermäßige Konsum von allem und viele andere Dinge) zurechtzurücken und neue Perspektiven zu bekommen. Nun ja. Ein Stück dieses Weges bin ich scho und zwei Ereignisse in den letzten Wochen haben dazu geführt.

Nummer eins: Freitag vor einer Woche habe ich mein erstes (sehr kurzes) und hoffentlich mein letztes Erdbeben miterlebt. Und ich muss sagen, das war gar nicht schön. Es hat gottseidank wahrscheinlich net amal eine Minute gedauert und es nichts passiert. Aber wie ich später nachgelesen habe, war es doch fast eine 6 auf der Skala. Net so wenig.
Es war sehr kraftvoll und ich hab gespürt, dass es einiges zerstören hätte können. Und dieses Gefühl war schon arg. Hilflosigkeit.
Mit dem Wissen, dass erst wenige Tage zuvor in Nepal ein Erdbeben so viel zerstört hat und hier vor zehn Jahren auf der Insel zwei Erdbeben so viel angerichtet haben, war es gleich noch einmal ein Stück weit realistischer. Ja ich hab mich klein gefühlt.

Nummer zwei: Ich bin ja immer noch in der Kennenlern-Nixtun-Phase und so durfte ich vorige Woche eine der Schwestern bei denen ich wohne bei einen ihrer Einsätze begleiten. Circa einmal die Woche fahren die Schwestern zu Familien, die ein behindertes (geistig oder physisch) Kind haben in die entlegendsten und ärmsten Teile von Nias. Sie bringen etwas zu essen mit, plaudern etwas  mit den Familien, machen ein wenig Physiotherapie (eher leichte Massagen) und fahren dann wieder weiter. An diesem Tag haben wir ca vier oder fünf Familien besucht.

Gut, ich habe ja schon erwähnt, dass Nias eine der ärmsten Inseln ist und bei meiner ersten Fahrt durchs Land habe ich ja auch schon so meine Beobachtungen gemacht. Aber diese Erfahrung war auf jeden Fall anders.
Ich versuche gerade die Eindrücke in Worte zu fassen und es gelingt mir nicht. Also was habe ich gesehen, erlebt, gefühlt? Einfache kleine Häuser, meist stickig, viele Kinder, Schlafplätze am Boden (wenn Betten, dann Holzgestelle ohne Matratzen). Braune Wasserlöcher, die zum Waschen, Kochen und Trinken dienen. Freundliche Menschen. Die einzigen Sessel werden natürlich uns zur Verfügung gestellt, die Leute hier sitzen am Boden.

Die Schwester, die ich begleiten durfte, war sehr ruhig und respektvoll und hat den Menschen etwas zugehört, manchmal wurden auch fast keine Worte gewechselt. Zu den meisten von den Familien kommen die Schwestern einmal im Monat, die Wege sind lang und die Familien weit auseindander. Das Geld ist auch bei den Schwestern knapp.

Dieser Einsatz hat mich sehr berührt und nach zwei Wochen im Caritas-Büro hat natürlich auch mein Sozialarbeiterherz höher geschlagen.
Und der Einsatz hat so manches zurechtgerückt...

PS: Okay, zum Schluss noch eine kleine Anekdote zum Erdbeben. Als die Erde rüttelte, bin ich gerade im Büro und esse einen Apfel, kenn mi net glei aus - hör dann schon alle ins Freie laufen und beim zweiten Rütteln schon hinterher. Da war es gottseidank auch wieder vorbei. Da bemerk i, dass ich immer noch den Apfel in der Hand habe. Alle anderen hatten ihre Handys geschnappt (und rufen ihre Angehörigen an, um sich zu vergewissern, ob alles in Ordung ist), nur i steh da mit dem depperten Apfel und vor lauter Schock ess i ihn genüsslich weiter. Na ja - Peda hat schon so schön gesagt: mit dem Apfel komm i im Notfall sicher weiter als mit meinem Handy.




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