Freitag, 14. August 2015

Einfach Alltag - Alltag einfach

Wenn ich mir meine Beiträge auf Facebook und die Blogeinträge so anschaue, denk ich mir, dass Ihr alle das Gefühl haben müsst, mein Leben hier besteht nur aus Abenteuer und Strand. Und versteht mich nicht falsch - ja es ist aufregend hier - aber es gibt auch einen Alltag. Tage an denen ich nur rumsitze und drauf warte, dass irgendwas passiert.
Und deswegen möchte ich diesen Blog gerne meinem Alltag widmen und Euch darüber erzählen. Auch aus dem Grund, damit ihr eine bessere Vorstellung bekommt, wie mein Leben hier so ausschaut.

Also wie ihr vielleicht mitbekommen habt, wohne ich in Alma, einem Kinderheim das von Schwestern geführt wird. Hier leben ca 35 Kinder im Alter von 4 Monaten bis 18 Jahren. Kinder ohne und Kinder mit Behinderungen, Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen im Heim sind. Das ganze wird von 3 Schwestern und ca zehn Mädels (im Alter von 18 bis 25 Jahren) betreut. Diese leben mit den Kindern hier gemeinsam und verbringen quasi Tag und Nacht miteinander. Ich bin (gottseidank) im Gästehaus - einem eigenen Trakt untergebracht.

Bis vor kurzem habe ich hier mit Sigrid, einer Freiwilligen aus Österreich, gewohnt. Und ach ja, ein Pastor aus dem Westen von Nias, hat hier auch ein Zimmer und schneit hin und wieder mal hier rein. Außerdem gibt es noch ein viertes Gästezimmer für Freunde.
Jetzt wohn ich in diesem Trakt alleine. Was bei allen seit einer Woche immer wieder zu der Frage führt. Sonja - ganz alleine?! Hast Du eh keine Angst? Die Kinder erwähnen dann noch "Setan" ("Satan") - Ich erwidere dann nur, ich bin nicht alleine, in Alma wohnen 35 Kinder. Und ja das meine ich auch so, also so richtig alleine bin ich nie. (Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht ab und an einsam fühle. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Ich schweife ab. Ich wollte eigentlich über meinen Tagesablauf - meinen Alltag - schreiben, der sehr einfach ist.
Um circa halb vier in der Früh höre ich gefühlt zehn Hähne krähen (ich dachte die stehen im Morgengrauen auf - das wär um kurz nach sechs oder so?!?) und ich wälze mich im Bett rum. Versuche weiter zu schlafen. Dann beginnen um ca fünf die Kinder aufzustehen und scheppern in der Küche mit dem Geschirr und schreien herum (durch die offene Bauweise alles schön deutlich zu hören). Spätestens jetzt hau ich mir die Oropax rein, um noch bis sieben, halb acht zu schlafen (was mir unterschiedlich gut gelingt). Dann gibts Frühstück (Toastbrot - indonesisch wäre Reis mit Ei und/oder Gemüse). Dann heißt es warten auf meinem Chaufeur mit dem Caritas Auto. Das kommt zwischen halb neun und neun. Am Anfang hat mich das Warten genervt, aber inzwischen genieße ich die Zeit, die ich hab.

In den ersten beiden Monaten habe ich im Büro nicht wirklich viel zu tun gehabt außer warten, dass wir uns irgendetwas anschauen. Das Highlight des Tages ist das Mittagessen in der Kantine. Ich versteh zwar meist nicht, was da geredet, aber ich sitze immerhin nicht im Büro rum und surfe im Internet.
Inzwischen ist aber mein Projekt "Patenschaft Nias" vorangeschritten und ich arbeite grad am Konzept und an diversen Unterlagen, alles schön langsam. ("pelan-pelan")

Zwischen halb fünf und halb sechs Uhr (je nachdem, ob grad ein Auto frei ist) fahre ich mit dem Chauffeur wieder heimwärts mit Zwischenstop im Supermarkt, wenn ich was brauche.

Je nach Gemütslage spiel ich dann ein wenig mit den Kindern oder setz mich zu den Mädls, die hier arbeiten. Stimmt nicht ganz. Die Kinder kommen vorbei und hüpfen vor mir rum, klettern irgendwo rauf, wollen mit dem Handy spielen, schreien rum, streiten miteinander, lachen viel, nerven auch, machen Dreck, sind supersüß. (So wie übrigens "meine" drei kleinen Hunde, die Sigrid über alles geliebt hat und gefüttert hat und ich jetzt geerbt habe - man glaubt es kaum, aber wenn sie mich mit dem Hundeblick anschauen, werde ich weich.). Zurück zu die Kinder - die  sind Kinder eben :-) und ich habe sie alle schon in mein Herz geschlossen.

Um sechs wird in Alma gemeinsam gebetet. Da ist es für eine halbe Stunde etwas ruhiger und ich setz mich auf die Terrasse und lese ein wenig. Dann wird mir mein Abendessen serviert. (Ich weiß - Luxus pur - Chauffeur, Essen wird serviert...Ist aber manchmal auch anstrengend, weil man hier immer als Gast behandelt wird und außerdem dadurch auch manchmal eingeengt ist.) Danach ist nicht mehr viel los. Die Kinder gehen um neun schlafen. Das ist der erste Moment des Tages, wo es richtig ruhig hier ist in Alma. Da sitz ich meist noch auf der Terrasse und genieße die Ruhe und die Kühle und auch ich gehe dann bald ins Bett und lese und schlafe dann bald...damit mich mitten in der Nacht die Hähne wieder aus dem Schlaf reißen können.

PS: Ein kleines Quiz am Ende, weil dieser Beitrag ein bisschen trocken ist:
Ich habe am linken Zeige- und Mittelfinger eine Brandblase. Was ist passiert? Es hat nix mit Feuer oder Hitze zu tun.