Sonntag, 31. Mai 2015

Die einfachen Dinge.

Diese Woche war abwechslungsreich und anstrengend. Laufen hier manche Tage ja sehr simple (anderer Ausdruck für "vü herumsitzen und nix tun") ab, waren die letzten Tage voll von Erlebnissen.

Montag, Dienstag - Hochzeitseinladung in Sorake (Surferbeach im Süden - der Sohn von Mama heiratet eine Amerikanerin)
Mittwoch, Donnerstag - Sibolga (auf Sumatra) um mein Visum das erste Mal zu verlängern (Foto von mir zugeknöpft bis oben hin und Fingerabdrücke abgeliefert - damit ich beim nächsten Drogenschmuggel sofort überführt werden kann).

Ja es war aufregend, interessant und spannend- traditionelle Hochzeit, die Dorfältesten diskutieren ob die Frau und der Mann heiraten dürfen, traditioneller Tanz, Empfang mit Hochzeitspaar - hunderte Leut (auch ich) sitzen rum und schauen sich das Spektakel an (eh klar - wir mussten vor der Party am Abend nach American Style zurückfahren. Ein kühles Bier blieb mir also dieses Mal verwehrt. Bier - was ist das? Oh ich glaub ich halluzinier grad....schnell weiter im Text.)

Am nächsten Tag ging es gleich in der Früh mit Susi Air nach Sibolga fürs Visum. Ja Susi Air hört sich net nur so an, es is im Prinzip ein Miniflugzeug mit 12 Plätzen und man wird vom amerikanischen Piloten - absoluter Wow Effekt, wie er im Buche steht - persönlich begrüßt. Ja, Susi Air sieht mi sicher wieder. Am Abend dann das absolute Gegenteil - Rückfahrt mit ner stinkigen Fähre, wo i mir ein kleines Zimmer mit zwei Pastoren (sehr weit entfernt von Dornenvögel) teile.

Ganz viele Dinge für drei Tage, sage ich Euch. Aber was mir in Erinnerung bleibt (jo natürlich a die Hochzeit und der Pilot) sind die einfachen Dinge (oder doch net so einfach?).

Wie aus einem kurzen Strandspaziergang eine Barfußwanderung in ein traditionelles Dorf wurde.

Am Montag war Relaxing angesagt - Eistee im einzigen Lokal am Strand. Yusuf (unser Fahrer) fragt, ob wir ein wenig den Strand entlangspazieren. Beim Spaziergang beginnt er zu erzählen, wie es hier vor den Erdbeben vor zehn Jahren war. Ein paar zerfallene Bungalows entlang vom Strand zeugen vom Tourismus, der zuvor hier geherrscht hat. Er erzählt und meint nebenbei ob ich Lust habe, mit ihm zu einem traditionellen Dorf in der Nähe spazieren möchte (zwei Kilometer oder so).

Ja klar, mach i des barfuß - kann je net so weit sein. Na gut, da hab i mi getäuscht, barfuß marschieren wir durch den Wald über die Straße einen kleinen asphaltierten Weg einen Hügel hinauf. (Ja richtig - ich hab mir meine zarten Füsschen ein wenig aufgewetzt - aber das war es wert.) I bin ja froh, dass net nur i voll geschwitzt habe. Stehen bin i nur einmal geblieben, um Luft zu holen, weil dann haben sich hunderte Gelsen über mi hergemacht. (Nein für den kurzen Strandspaziergang hab i mi net eingesprüht. I hoff kane von de Viecher hat Dengue oder Malaria gehabt...)
Aber es hat sich ausgezahlt. Wir spazieren scheinbar mitten im Nirgendwo in das Dorf. Am Beginn sind Gräber mit Drachköpfen. Yusuf erzählt mir, dass der "King" vom Dorf hier begraben ist. (Die Geschichte der Dörfer gibt es ein andermal.) Dann gehen wir ein paar Stufen hinauf ins Zentrum des Dorfes. Ich hab ja schon bei meinem ersten Ausflug so ein traditionelles Dorf gesehen. Da hat es mich schon beeindruckt. Haus an Haus mit offener Bauweise. Zwei Reihen gegenüber und in der Mitte eine große freie Fläche. Hier spielt sich das Leben ab. Wäsche liegt zum Trocknen. Kinder spielen Fußball. Die Menschen sitzen in Gruppen zusammen und tratschen. Ich komme mir zwar immer wieder wie ein Fremdkörper vor, aber mir gefällt auch die Atmosphäre. Yusuf grüßt manche Leute. Wir setzen uns am Ende der Straße. Ein Freund setzt sich dazu. Es werden nur wenige Worte gewechselt. Ich genieße die Aussicht zum Meer hinunter. Und dann geht es auch schon wieder weiter. Zurück zum Strand.

Ja das bleibt mir in Erinnerung.

Dienstag, 19. Mai 2015

Einfach zurechtgerückt...

Ich dachte mir ja schon vor meiner Reise, dass das passieren wird und es war ja auch ein Grund, warum ich einen Auslandseinsatz machen wollte. Um das Bild (das Leben  in Wien, die vermeintlich wichtigen Dinge, wie der übermäßige Konsum von allem und viele andere Dinge) zurechtzurücken und neue Perspektiven zu bekommen. Nun ja. Ein Stück dieses Weges bin ich scho und zwei Ereignisse in den letzten Wochen haben dazu geführt.

Nummer eins: Freitag vor einer Woche habe ich mein erstes (sehr kurzes) und hoffentlich mein letztes Erdbeben miterlebt. Und ich muss sagen, das war gar nicht schön. Es hat gottseidank wahrscheinlich net amal eine Minute gedauert und es nichts passiert. Aber wie ich später nachgelesen habe, war es doch fast eine 6 auf der Skala. Net so wenig.
Es war sehr kraftvoll und ich hab gespürt, dass es einiges zerstören hätte können. Und dieses Gefühl war schon arg. Hilflosigkeit.
Mit dem Wissen, dass erst wenige Tage zuvor in Nepal ein Erdbeben so viel zerstört hat und hier vor zehn Jahren auf der Insel zwei Erdbeben so viel angerichtet haben, war es gleich noch einmal ein Stück weit realistischer. Ja ich hab mich klein gefühlt.

Nummer zwei: Ich bin ja immer noch in der Kennenlern-Nixtun-Phase und so durfte ich vorige Woche eine der Schwestern bei denen ich wohne bei einen ihrer Einsätze begleiten. Circa einmal die Woche fahren die Schwestern zu Familien, die ein behindertes (geistig oder physisch) Kind haben in die entlegendsten und ärmsten Teile von Nias. Sie bringen etwas zu essen mit, plaudern etwas  mit den Familien, machen ein wenig Physiotherapie (eher leichte Massagen) und fahren dann wieder weiter. An diesem Tag haben wir ca vier oder fünf Familien besucht.

Gut, ich habe ja schon erwähnt, dass Nias eine der ärmsten Inseln ist und bei meiner ersten Fahrt durchs Land habe ich ja auch schon so meine Beobachtungen gemacht. Aber diese Erfahrung war auf jeden Fall anders.
Ich versuche gerade die Eindrücke in Worte zu fassen und es gelingt mir nicht. Also was habe ich gesehen, erlebt, gefühlt? Einfache kleine Häuser, meist stickig, viele Kinder, Schlafplätze am Boden (wenn Betten, dann Holzgestelle ohne Matratzen). Braune Wasserlöcher, die zum Waschen, Kochen und Trinken dienen. Freundliche Menschen. Die einzigen Sessel werden natürlich uns zur Verfügung gestellt, die Leute hier sitzen am Boden.

Die Schwester, die ich begleiten durfte, war sehr ruhig und respektvoll und hat den Menschen etwas zugehört, manchmal wurden auch fast keine Worte gewechselt. Zu den meisten von den Familien kommen die Schwestern einmal im Monat, die Wege sind lang und die Familien weit auseindander. Das Geld ist auch bei den Schwestern knapp.

Dieser Einsatz hat mich sehr berührt und nach zwei Wochen im Caritas-Büro hat natürlich auch mein Sozialarbeiterherz höher geschlagen.
Und der Einsatz hat so manches zurechtgerückt...

PS: Okay, zum Schluss noch eine kleine Anekdote zum Erdbeben. Als die Erde rüttelte, bin ich gerade im Büro und esse einen Apfel, kenn mi net glei aus - hör dann schon alle ins Freie laufen und beim zweiten Rütteln schon hinterher. Da war es gottseidank auch wieder vorbei. Da bemerk i, dass ich immer noch den Apfel in der Hand habe. Alle anderen hatten ihre Handys geschnappt (und rufen ihre Angehörigen an, um sich zu vergewissern, ob alles in Ordung ist), nur i steh da mit dem depperten Apfel und vor lauter Schock ess i ihn genüsslich weiter. Na ja - Peda hat schon so schön gesagt: mit dem Apfel komm i im Notfall sicher weiter als mit meinem Handy.




Donnerstag, 7. Mai 2015

Nias ist einfach anders

Okay, ich habe gedacht Jogja war schon anders. Gut - Nias ist nochmal anders.
Ich bin vorige Woche nach zweimaligen Umsteigen von Jogja hier in Gunung Sitoli gelandet. Gottseidank direkt vom Flughafen von der zweiten Freiwilligen Sigrid und Chauffeur der Caritas hier abgeholt worden. Schnell mal die Sachen ins Zimmer, zwei Stunden später Gespräch mit Pastor Michael (Chef der Caritas) und Frans (Projektmanager & mein Chef). Hab mir gedacht, da erfahr i was auf mi so zukommt, aber viel mehr als Kaffee trinken und kurzer Austausch war da net. Aber ich werd Euch nicht mit dem langweiligen Büroalltag meiner ersten Woche zu texten....

Da am ersten Mai auch hier langes Wochenende war und Sigrid und Sarah (Freiwillige aus Italien) schon einen Ausflug nach Teluk Dalam (Surferhotspot im Süden von Nias) geplant hatten, bin ich gleich an meinem Wochenende auf der Insel ziemlich rumgekommen. Mit von der Partie waren noch Sara (Mitarbeiterin der Caritas) und Yussuf (unser Chauffeur, Guide und Aufpasser). Und ja - ich hätte in Jogja doch mehr Vokabeln lernen sollen!!!!!

Die Tour ging dann nicht nur zum Surferhotspot, sondern auch noch in ein traditionelles Dorf, quer durch die Wildnis von Nias, zum Stonejumping, zum Essen bei der Schwester von Yussuf in einem sehr alten sehr traditionellen Haus (mit offener Feuerstelle und Klo - Loch im Boden -  neben den Schweindeln) bis zum einsamen Sandstrand. (Ja ich hab mir meinen ersten Sonnenbrand geholt, weil natürlich net gscheit eingeschmiert - versprochen, mach i nimma.)

Okay - es waren fast zuviele Eindrücke für ein Wochenende (und einen Blogeintrag) drum versuche ich hier mal nur einen ersten Gedanken aus meinen tausenden rauszunehmen.

Schon die Fahrt allein war ein Erlebnis für sich. Die Strecke von GS nach Teluk Dalam dauerte vier Stunden (bitte selber googeln wieviele KM das sind). Die Straßen (und diese ist die beste auf der ganzen Insel) sind ein Wahnsinn. Stellt Euch eine schlechte Straße vor und dann stellt euch das Ganze zehnmal schlimmer vor. Gut für mich, denn die Fahrt war deswegen langsam und ich konnte die Eindrücke voll aufnehmen. Grün, Grün, Grün, Bananenbäume, Dschungel, Häuser, Menschen.

Am Straßenrand (wobei man eigentlich net vom Rand reden kann - fast schon auf der Straße) wird die Wäsche getrocknet, manchmal auf einer Plane, manchmal auf dem Gebüsch, dann wieder ein Brückengeländer, auf Grabsteinen (schauen anders aus als bei uns) und manchmal einfach auch am Beton. Das Auto zischt dran vorbei. Aber net nur die Wäsche wird am Wegrand getrocknet, auch der Reis, das heißt ich hätte (habs eh net gemacht) in den Reis spucken können und irgendwer von Euch hätt dann meine Spucke mitgegessen :-)!

Okay, aber Spaß bei Seite, man spürt die Armut, aber auch das einfache Leben hier. Wobei ich das Gefühl hatte, die Menschen sind zufrieden. (Gilt sicher nicht für die Ärmsten unter ihnen!!! - Frans hat mir erzählt, dass Nias eine der ärmsten Inseln in Indonesien ist und ich werd euch wahrscheinlich noch davon berichten.)

Das war mal fürs Erste. Es folgen sicher noch viele Eindrücke, keine Angst - ich könnte jetzt schon viele Blogs füllen und bin erst zehn Tage hier.
LG Soni

PS: Liebe Betti! Hab am Surferstrand schon einen brasilianischen Biologen kennengelernt ;-). Ich tastse mich ran...